OPEN CALL - 22. Kunstfestival Begehungen

EINLEITUNG

EVERYTHING IS INTERACTION

alles hängt mit allem zusammen

(Alexander von Humboldt)

»Alles ist Wechselwirkung. Nichts steht für sich allein, ein gemeinsames Band umschlingt die ganze organische Natur.« Diese Zeilen notierte der große Naturforscher Alexander von Humboldt zu Beginn des 19. Jahrhundert unter dem Eindruck seiner ersten großen Amerika-Reise von 1799 bis 1804. Humboldt hatte u.a. beim Besuch des Valenciasees in Venezuela erkannt, dass dessen kontinuierlicher Wasserverlust eine Folge von Waldrodungen zum Anlegen von Plantagen war. Holz- und Wassermangel, aber auch die Gefahr von Überschwemmungen aufgrund ausgetrockneter Böden benannte er als Folge der menschlichen Eingriffe.

Die Humboldtsche Erkenntnis der Wechselwirkungen in der Natur lässt sich schon damals weit über den Naturbegriff hinaus anwenden. Die von den spanischen Kolonialherren angelegten Plantagen am Valenciasee sind Ausdruck der Ausbeutung der Natur, aber genauso verweisen sie auf systemische Ausbeutungsstrukturen, auf Armut auf der einen, grenzenlosen Reichtum auf der anderen Seite. Die Ausbeutung von Ressourcen bedeutet bis heute Zerstörung und Wohlstand, Einkommen und Arbeitskampf, Essen und Artensterben, Fluch und Segen. Die Wechselwirkungen in der Natur sind dabei unauflösbar, aber sind es die Mechanismen von Ausbeutung ebenso?

Das Kunstfestival Begehungen wird 2025 wird vom 18. Juli bis zum 17. August im Gelände des stillgelegten Braunkohle-HKW Nord in Chemnitz stattfinden. Die 22. Ausgabe des Kunstfestivals will sich mit einem zukunftsorientierten Blick brennenden Themen wie Ressourcenverbrauch, Artensterben und Klimawandel widmen. Ziel des Festivals ist es, Bewusstsein für die Komplexität der Themen zu schaffen, globale Verflechtungen aufzuzeigen und neue Diskurse anzuregen. So soll das Festival zu einem Ort der Begegnung, des Austauschs und der Inspiration werden.

Das Kunstfestival Begehungen ist Bestandteil des offiziellen Programms der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025.

AUSSTELLUNG

Die Ausstellung wird 25 - 30 Werke internationaler zeitgenössischer Künstler:innen zeigen, die durch ein Festivalprogramm mit Konzerten, Lesungen, Vorträgen und Performances ergänzt werden. Entstehen wird die Ausstellung durch von der künstlerischen Leitung ausgewählte Werke, ein Artist-in-Residence-Programm mit den europäischen Partnerfestivals der Begehungen und Projektideen aus dem weltweit ausgeschriebenen Open Call. Zu den Künstler:innen, die ihre Teilnahme bereits bestätigt haben, gehören Hito Steyerl, Ursula Biemann, Gregor Schneider, Amparo Sard, Rikuo Ueda, Daniel Otero Torres, Daniel Canogar, Johanna M. Reich, Diana Lelonek, Nadja Kaabi-Linke sowie Günther und Loredana Selichar.

Die künstlerische Leitung der Ausstellung liegt bei Dr. Claudia Tittel. Sie ist seit 2009 als freie Kuratorin und Kulturmanagerin im In- und Ausland tätig, u.a. für die Akademie der Künste Berlin, der Nationalgalerie Vilnius, dem Klinger-Forum Leipzig, der Klassik Stiftung Weimar und der Kunstsammlung Gera. 2016 gehörte sie zum Gründungsteam des Kulturhauses Häselburg - Zentrum für neue Perspektiven und Kreativität in Gera. Lehrtätigkeiten führten sie seit 2004 an Universitäten in Berlin, Leipzig, Jena und Weimar. Dr. Tittel publizierte vielfach zu zeitgenössischer Kunst, Medienkunst und Architektur. Sie lebt und arbeitet in Valencia und Gera.

ORT

Das Heizkraftwerk Nord wurde ab 1957 errichtet. Im Zuge der Stadterweiterung und des steigenden Wärme- und Energiebedarfs erfolgte ab Anfang der 1980er Jahre die Erweiterung des HKW Nord in seiner jetzigen Ausdehnung. Am 18. Januar 2024 wurde das Braunkohlekraftwerk vom Betreiber eins energie in sachsen GmbH & Co. KG abgeschaltet und stillgelegt.

Weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist der Schornstein des Heizkraftwerks. Mit reichlich 300 Metern ist er das höchste Bauwerk in Sachsen. Aus dem Zweckbau wurde 2013 ein weithin sichtbares Kunstwerk und eines der populärsten Chemnitzer Wahrzeichen. Das entsprechende Konzept entwickelte der französische Künstler Daniel Buren unter dem Werktitel Sieben Farben für einen Schornstein.

Das Kunstfestival Begehungen nutzt eine Fläche von ca. 15.000 Quadratmetern für vielfältige Möglichkeiten für künstlerische Auseinandersetzungen. Neben dem weitläufigen, teilweise begrünten, Außengelände stehen der historisch bedeutsame Kühlturm 1, der noch aus den frühen 1960er Jahren stammt, sowie diverse technische Anlagen, wie die riesigen, metallenen Deionatbehälter, als Ausstellungsorte zur Verfügung. In drei großen Industriehallen wird zudem eine mehr als 2000 Quadratmeter große Ausstellungsfläche entstehen.

Das Kunstfestival Begehungen

Das Festival wurde 2003 in Chemnitz gegründet. Es zählt zu den renommiertesten Kunstevents in Sachsen und zieht jedes Jahr tausende Besucher:innen an. Seit 2010 wechselt das Kunstfestival jedes Jahr seinen Austragungsort. Seitdem waren u.a. ein ehemaliges Gefängnis, leerstehende Kulturhäuser, verlassene Kleingärten, eine alte Brauerei, ausgediente Kaufhallen und Schulen, ein trockengelegtes Spaßbad, ein verwaistes Museum oder ein verwilderter Bahnhof Orte des Festivals.

Das Kunstfestival Begehungen versteht sich als inklusives und barrierearmes Festival. Der Zutritt zu allen Programmpunkten sowie zur Ausstellung ist ohne Eintrittspreis möglich. Das Festival entsteht durch viel ehrenamtliche Arbeit der Mitglieder des Begehungen e. V. und vieler Helfer:innen.

AUSSCHREIBUNG

Das Kunstfestival Begehungen sucht Kunstwerke, die mit Blick auf den Festivaltitel EVERYTHING IS INTERACTION auf verschiedenen Ebenen die Komplexität der Themen Ressourcenverbrauch, Artensterben und Klimawandel sichtbar machen.

Wir interessieren uns für kreative Reflexionen auf soziale, ökologische und ökonomische Folgen der Klimakrise, auf die Auseinandersetzung mit Gerechtigkeits- und Machtfragen sowie zu gesellschaftlichen Krisen, die damit verbunden sind. Ortsspezifische Arbeiten, die die Historie, den Zweck oder die Architektur des Festivalortes einbeziehen, sind möglich.

Der Open Call ist 2025 als direkte Förderung von jungen Künstler:innen gedacht und richtet sich daher explizit an Menschen, die das 30. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Als Stichtag dafür gilt der 31.12.2025 (Wer also vor dem 1.1.1995 geboren wurde, kann leider nicht am Open Call teilnehmen). Für Gruppen gilt diese Altersgrenze im Sinne des Durchschnittsalters der an der Gruppe beteiligten Menschen.

Die Ausstellung ist für alle Gattungen der bildenden Kunst offen. Bereits bestehende Werke können ebenso wie konzeptionelle Arbeiten oder Performances eingereicht werden.

Nach Ende des Bewerbungsphase wählt das Festivalteam gemeinsam mit der künstlerischen Leiterin die zur Ausstellung eingeladenen Werke aus.

TERMINE

Bewerbungsphase: 15.01.25 - 15.02.25

Einsendeschluss: 15.02.25, 23:59 Uhr (MESZ)

Bekanntgabe Juryergebnis: Ende März 2025

Festivalzeitraum: 18.07. - 17.08.2025

VERGÜTUNG

Die Teilnahme an der Ausstellung wird mit einer Ausstellungsvergütung von 800 Euro (brutto) vergütet.

Kosten für Hin- und Rückversand der Werke werden vom Veranstalter getragen.

Konzeptionelle und/oder partizipativ angelegte Werke können mit einem Materialzuschuss von maximal 1000 Euro umgesetzt werden. Besteht die Notwendigkeit eines koordinierten Auf- und Abbaus durch den/die Künstler:in bzw. assistierender Personen, so werden An- und Abreisekosten erstattet sowie eine kostenfreie Unterkunft gestellt (maximal 5 Tage).

Für Performances gilt: Sofern sichergestellt ist, dass die Performance im Festivalzeitraum an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen am Festivalort aufgeführt werden kann, wird diese mit insgesamt 500 Euro (brutto) vergütet. Zudem werden Reise- und Übernachtungskosten vom Veranstalter getragen (bitte Anreiseort in der Bewerbung angeben).

Es ist auch möglich, sich als Gruppe zu bewerben. Die Ausstellungsvergütung wird pro Werk, nicht aber pro Person geleistet.

Jede/r Künstler/in bzw. Gruppe kann nur ein Werk einreichen.

BEWERBUNGSPORTAL

Unter diesem Link finden Sie das Bewerbungsportal.

Zu beachten ist:

  • Nur mit einem Login ist es möglich, sich zu bewerben. Dieser kann auf dem Portal einfach angefordert werden.
  • Das Zwischenspeichern des Bewerbungsformulars ist möglich.
  • Einmal eingereichte Bewerbungen können nicht mehr bearbeitet werden.
  • Sind nicht alle Pflichtfelder ausgefüllt, kann die Bewerbung nicht eingereicht werden.

Einzureichen sind:

  • ein vollständig ausgefülltes Online-Formular
  • ein kurzes Portfolio bisheriger Arbeiten (digital)
  • eine kurze Vita
  • eine Abbildung der auszustellenden Arbeit(en) bzw. ein Audio- oder Videofiles (als link)
  • Bei konzeptionellen oder partizipativen Werken unbedingt die notwendige Zeitdauer der Umsetzung und ungefähren Materialaufwand darstellen
  • Angabe des Alters
  • Bei der Bewerbung fragen wir nach der Art des Kunstwerkes. Dies hilft uns in der Organisation des Auswahlprozesses. Dabei stehen folgende Möglichkeiten zur Verfügung: "Malerei / Grafik / Fotografie", "Skulptur / Plastik / Installation", "Medienkunst / Film / Klang", “Performance” und "anderes".

Alle Dokumente sind im PDF-Format oder als Link bereitzustellen. Die Dateigröße pro PDF darf dabei die Grenze von 10 MB nicht überschreiten.

Wichtig: Bewerbungen per Mail oder Briefpost werden nicht anerkannt! Es kommen ausschließlich Bewerbung aus unserem Bewerbungsportal zur Abstimmung!

Fragen zur Bewerbung: application (at) begehungen-festival.de

FAQ

Ist der Open Call altersbeschränkt?

Ja. Der Open Call ist 2025 als direkte Förderung von jungen Künstler:innen gedacht und richtet sich daher explizit an Menschen, die das 30. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Als Stichtag gilt der 31.12.2025 (Wer also vor dem 1.1.1995 geboren wurde, kann leider nicht am Open Call teilnehmen). Für Gruppen gilt diese Altersgrenze im Sinne des Durchschnittsalters der an der Gruppe beteiligten Menschen. Das genaue Geburtsdatum ist bei Gruppen nicht relevant.

Warum ist der Open Call altersbeschränkt?

Die Förderung junger Künstler:innen ist ein wesentlicher Zweck der Arbeit des Begehungen e.V.. Erfreulicherweise hat unser Festival in den letzten Jahren einen enormen Zuwachs an Bewerbungen zur Teilnahme an der Ausstellung erfahren, zuletzt waren es immer über 700 Bewerbungen aus mehr als 60 Ländern. Damit ging aber einher, dass die Arbeit der Jury ein kaum noch zu bewältigendes Ausmaß erreicht hat. Mit der Fokussierung auf jungen Künstler:innen im Open Call 2025 tragen wir diesen beiden Aspekten Rechnung.

Ist es auch möglich, sich als Gruppe zu bewerben?

Ja. Es ist auch möglich, sich als Gruppe zu bewerben. Die Ausstellungsvergütung wird pro Werk, nicht aber pro Person geleistet. Jede Gruppe kann nur ein Werk einreichen.

Warum gibt es in diesem Jahr kein Residenzprogramm?

Es gibt ein Residenzprogramm, allerdings ist dies nicht Bestandteil des Open Calls. Das Residenzprogramm ist für 2025 als Partnerschaftsprojekt mit Kunstfestivals in Finnland, Italien und Tschechien konzipiert.

Was gilt für konzeptionelle Arbeiten?

Für konzeptionelle Arbeiten, die mehrere Tage zur Umsetzung vor Ort benötigen, stellen wir in begrenztem Umfang Mittel für Reise, Übernachtungen und Material zur Verfügung. Konzeptionelle und/oder partizipativ angelegte Werke können mit einem Materialzuschuss von maximal 1000 Euro umgesetzt werden.

Besteht die Notwendigkeit eines koordinierten Auf- und Abbaus durch den/die Künstler/in bzw. assistierende Personen, so werden An- und Abreisekosten erstattet sowie eine kostenfreie Unterkunft gestellt (maximal 5 Tage).

Kann ich mich auch mit einer Performance bewerben?

Ja, dies ist möglich. Für Performances gilt: Sofern sichergestellt ist, dass die Performance im Festivalzeitraum an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen am Festivalort aufgeführt werden kann, wird diese mit insgesamt 500 Euro (brutto) vergütet. Zudem werden Reise- und Übernachtungskosten vom Veranstalter getragen (bitte Anreiseort in der Bewerbung angeben).

Was für eine Unterkunft wird gestellt?

Wir stellen ein eigenes Zimmer in einer Ferienwohnung zur Verfügung, in der maximal zwei Künstler:innen wohnen. Die Ferienwohnungen sind mit Küche und Bad ausgestattet.

Wohin wende ich mich, wenn ich eine Frage habe?

Fragen beantworten wir schnellstmöglich unter application (at) begehungen-festival.de

Wo ist der Link zum Bewerbungsportal?

Weiter oben, aber du kannst auch einfach hier drauf drücken: Link zum Bewerbungsportal

Das Kunstfestival Begehungen ist ein Projekt der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 gGmbH. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes, durch Bundesmittel der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, durch Sponsoring und Spenden sowie Mittel aus der Kulturförderung der Stadt Chemnitz.

Das Unternehmen eins energie in sachsen GmbH und Co. KG ist Eigentümer des Festivalgeländes und Kooperationspartner des Kunstfestivals Begehungen 2025.